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Markbeschreibungen

Die Würzburger Markbeschreibungen sind in der Pergamenthandschrift M.p.th.f.66 der Universitätsbibliothek Würzburg überliefert. Wie aus einem Eintrag auf dem Vorsatzblatt hervorgeht, ließ der Würzburger Bischof Heinrich I. (995-1018) diese aus Fulda stammende, Einband der Handschrift M.p.th.f.66 prachtvolle Evangelienhandschrift des 9. Jahrhunderts mit einem kostbaren Einband versehen. Wohl bei dieser Gelegenheit hat der Schreiber dieses Eintrags auch die beiden Würzburger Markbeschreibungen in einer der karolingischen Minuskel nahe stehenden Schrift auf das ursprünglich leere erste (Bl. 1) und letzte Blatt (Bl. 208v) eingetragen. Dabei kopierte er offensichtlich eine ältere Vorlage, deren wichtige Texte durch den Eintrag in eine der wertvollsten und deshalb am sorgfältigsten gehüteten Handschriften der Würzburger Dombibliothek gesichert werden sollten.

Einband der Handschrift M.p.th.f.66
Die Feldgeschworenen in der Fries-Chronik (UB Würzburg, M.ch.f. 760)

Die Würzburger Markbeschreibungen sind urkundenähnliche Dokumente. Die Erste Würzburger Markbeschreibung ist in lateinischer Sprache abgefasst und zeigt Elemente frühkarolingischer Privaturkunden. Sie datiert auf den 14.10.779 und wurde von einem Priester namens Bernger ausgestellt. Die Zweite Würzburger Markbeschreibung wirkt dagegen wie ein inoffizielles Kurzprotokoll. „Wie aus den teilweise übereinstimmenden Zeugennamen hervorgeht, dürften die beiden Markbegehungen zu ungefähr derselben Zeit stattgefunden haben. Dennoch differieren die Grenzverläufe: Die offizielle Grenzumgehung der Ersten Würzburger Markbeschreibung mit einem Gesandten Karls des Großen namens Eburhard verläuft gegen den Uhrzeigersinn und beschränkt sich auf linksmainisches Gebiet. Dagegen verläuft der inoffizielle Grenzumgang der Zweiten Würzburger Markbeschreibung im Uhrzeigersinn und umfasst auch rechtsmainisches Territorium. Es wurde vorgeschlagen, die Zweite Markbeschreibung als Vorakt zur Ersten zu deuten, die dann als genaue Abgrenzung der Würzburger Mark gegenüber den westlichen Gauen Badanachgau und Waldsassengau aufzufassen wäre. Dennoch stimmt die Abmarkung des linksmainischen Gebiets in beiden Texten nicht überein. Es ist daher auch möglich, verschiedene Entstehungszeiten der zwei Dokumente anzunehmen.“ (Wolfgang Beck, in: Vom Großen Löwenhof zur Universität Würzburg und die deutsche Literatur im Spätmittelalter, hg. v. Horst Brunner und Hans-Günter Schmidt, Würzburg 2002, S. 16).

Die Würzburger Markbeschreibungen bieten ein reiches namenkundliches Material (Orts- und Personennamen). Sie erlauben einen Einblick in die territoriale Frühgeschichte der Stadt Würzburg, wenngleich nicht alle Ortsangaben zweifelsfrei zu identifizieren sind. Seit Lorenz Fries, der in seiner Würzburger Bischofschronik im 16. Jahrhundert die Markbeschreibungen erstmals wiedergab und übersetzte, wurden die Texte immer wieder gedeutet. Um die korrekte Interpretation der Ortsbezeichnungen wurde in einer Vielzahl wissenschaftlicher Aufsätze seither gerungen. Die Feldgeschworenen in der Fries-ChronikDie Feldgeschworenen in der Fries-Chronik (UB Würzburg, M.ch.f. 760)

Wegstrecken der Markbeschreibungen

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  • grüner Marker: zweite Markbeschreibung
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Urkundentext

In nomine domini nostri Iesu Christi. Notum sit omnibus sanctae dei ecclesiae fidelibus, qualiter

Eburhardus missus domini nostri Karoli excellentissimi regis cum omnibus obt(i)

matibus et senibus istius provinciae, in occidentali parte fluuii nomine Moin,

marcham Vuirziburganensium iuste discernendo et ius iurantibus illis subter-

scriptis optimatibus et senibus circumduxit. Incipientes igitur in loco qui dicitur

Ôtuuinesbrunno, danan in daz Haganinasol, danan in Herostat in den Uui

Dinenseo, danan in mittan Nottenlôh, danan in Scelenhouc. Isti sunt qui

in his locis supra scriptis circumduxerunt et iuramento firmauerunt: Zôtan,

Ephfo, Lantolt, Sigiuuin, Runzolf, Diotmar, Artumar, Eburraat, Hiltuuin,

Erbukar, Germunt, Arberaht, Folcger, Theotger, Teodolt. Incipiebant

uero in eodem loco alii testes praeire et circumducere. Id est fon dem Scelen-

houge in Heibistesbiunta, danan in daz Ruotgiseshouc, danan anan

Amarlant, danan in Moruhhesstein, danan after dero clingun unzan

Chistebrunnon. Huc usque praeibant et circumducebant et iuramento fir-

mabant qui subter nominati sunt. Hoc est : Batolf, Gerfrid, Haduger,

Lanto, Marcuuart, Vodalmaar, Adalbraht, Utto, Hatto, Saraman, Hunger,

Vuigbald, Aato, Eggihart, Strangolf, Haamo, Francho, Einstriit, Gerhart,

Gatto, Hiltiberaht, Ruotberaht, Hanno, Nantger, Hunbald, Rihholf, Ramftger.

Inchoati sunt uero tertii testes ducere et girum pergere peracto iuramento.

ducebant ergo de loco qui dicitur Chistesbrunno anan den Rorinonseo,

danan in daz Altuuiggi, danan in Brezzulunseo, danan in de sundorun

Erdburg mitta, danan in Moruhhesstein, danan in Druhireod, danan

in Brunniberg, danan in mittan Moin. Haec loca supra scripta circum-

ducebant et praeibant giuramento asstricti, ut iustitiam non occultarent

sed prodere[n]t, hi qui subter positi sunt: Fredthant, Adalhart, Gerhart,

Manuuin, Uualtger, Rooholf, Nordberaht, Zutto, Bernhere, Uualtheri,

Ruo[tge]r, Uuarmunt, Meginberaht. Iterum alii testes qui simul cum Fredthanto

[du]cebant sociisque eius de loco qui dicitur Brezzulunseo qui et ipsi fuerunt de

[p]ago, qui dicitur Padanahgeuue eodem ritu, quo superius dictum est, usque

ad fluuium Moines. Et haec nomina eorum: Adalberaht, Batto, Ortuuin, Uualt-

beraht, Liutberaht, Berehtolf, Albuuin, Ruotger, Reginberaht, Cnûz, Iuto, Marcolt,

Gundeloh, Lello, Folcger, Hûnrih, Ermanrih, Otfriht, Drahholf, Diedolt, Rahhant,

Fridurih, Gisalmar, Dancrat, Lantberaht, Unuuan, Liutfrit.

Actum publice in pago Uualtsazzi uocato et in finibus Badanahgouuono coram omnibus

his, quorum nomina haec notitia in se continet scripta. Sub die II. idus Octobris facta fuit.

Anno XII° regni domni nostri Karoli gloriosissimi regis.

Ego Bernger indignus presbiter hanc notitiam scripsi, diem et tempus notaui.

Übersetzung

Im Namen unseres Herrn Jesus Christus: Allen Gläubigen der heiligen Kirche Gottes sei bekannt, daß

Eberhard, Gesandter unseres Herrn und hervorragendsten Königs Karl, mit allen

Würdenträgern und Ältesten dieser Provinz westlich des Flusses mit dem Namen Main

die Würzburger Gemarkung durch gerechte Entscheidung und mit Hilfe jener unter-

zeichneten vereidigten Honoratioren und Ältesten abschritt: Beginnend also an dem Ort,

der Otwinsquelle genannt wird, dann in den Dornensumpf, dann zum Hettstadter Hof in den Weiden-

see, dann mitten in den Hain des Noto, dann auf die Schellenhügel. Dies sind die Leute, die

an diesen oben notierten Orten die Grenze abschritten und durch Eid bekräftigten: Zotan,

Effo, Lantolt, Sigwin, Runzolf, Dietmar, Artumar, Eberhard, Hiltwin,

Erbukar, Germund, Arberad, Volker, Dietger, Diedolt. Es begannen

wahrlich an ebendiesem Ort dann andere Zeugen weiterzugehen und die Grenze abzuschreiten: Und zwar von dem Schellen-

hügel zum Hof des Heibist, dann zum Hügel des Rotgis, dann hin zum

Emmerfeld, dann zum Grenzstein des Moruch, dann entlang dem Tal zum

Brunnen des Chist (Kist). Bis hierher liefen, setzen die Grenze fest und bekräftigten sie

durch einen Schwur die, die nachfolgend genannt sind: Badolf, Gerfried, Haduger,

Lanto, Markward, Waldemar, Adalbracht, Udo, Hatto, Saramann, Hunger,

Wigbald, Ado, Eckhart, Strangolf, Hamo, Franko, Einstrit, Gerhard,

Gatto, Hildebercht, Rotbercht, Hanno, Nantger, Hunbald, Richolf, Ramftger.

Es begann nun wahrlich eine dritte Zeugengruppe fortzufahren und nach geleistetem Eid den Kreislauf fortzusetzen:

Sie zogen also von dem Ort namens Brunnen des Chist (Kist) Richtung des mit Rohr bewachsenen Sees,

dann zum alten Waldpfad, dann zum See des Brezzo, dann in die Mitte der südlichen

Erdburg (Irtenberg), dann zum Grenzstein des Moruch, dann zum Fallen-Ried, dann

zum Brunnberg, dann zur Mitte des Mains. Diese oben notierten Orte grenzten

und schritten ab diese durch Eid verpflichteten, damit die Gerechtigkeit nicht verdunkelt,

sondern befördert werde, die nachfolgend aufgelistet sind: Fredthant, Adalhart, Gerhard,

Manwin, Waltger, Roholf, Nordbercht, Zutto, Bernher, Walther,

Rotger, Warmund, Meginbercht. Abermals andere Zeugen zogen zusammen mit Fredthant

und seinen Genossen weiter von dem Ort, der See des Brezzo heißt, dieselben waren aus dem

Gau, der Badanachgau heißt, nach demselben Brauch, der vorausgehend genannt ist, bis

zum Fluß Main. Und dies sind ihre Namen: Adalbrecht, Batto, Ortwin, Walt-

brecht, Leutbrecht, Berchtolf, Albwin, Rotger, Reginbrecht, Knuz, Juto, Markold,

Gundeloh, Lello, Volker, Hunrich, Ermanrich, Ottfried, Dracholf, Diedolt, Rachant,

Friedrich, Giselmar, Dankrad, Landbercht, Unwan, Leutfried.

Öffentlich gehandelt im sogenannten Waldsassengau und an den Grenzen des Badanachgaus vor allen

jenen, deren Namen diese schriftliche Notiz beinhaltet. Dies wurde gemacht am zweiten Tag vor den Iden des Oktobers (14.10.)

im 12. Regierungsjahr unseres Herrn Karl, der ruhmreichsten Königs (779).

Ich Bernger, der unwürdige Priester, habe diese Urkunde geschrieben und Tag und Zeit notiert.

Video

Wegstationen in chronologischer Folge

  • Otwinsquelle
  • Dornensumpf
  • Hettstadter Hof
  • Weidensee
  • Hain des Noto
  • Schellenhügel
  • Hof des Heibist
  • Hügel des Rotgis
  • Emmerfeld
  • Grenzstein des Moruch (erste Erwähnung)
  • Brunnen des Chist (Kist)
  • Mit Rohr bewachsener See
  • Alter Waldpfad
  • See des Brezzo
  • Erdburg (Irtenberg)
  • Grenzstein des Moruch (zweite Erwähnung)
  • Fallen-Ried
  • Brunnberg
  • Mitte des Mains
  • Badanachgau
  • Main

Urkundentext

MARCHIA AD VVIRZIBURG

In Rabanesbrunnon, nidarun halba Uuirzuburg, ostarun halba Moines,

danan in Anutseo, danan in Blidheresbrunnon, danan in Habuchotal,

danan in daz Steininahouc, danan in den Diotuueg, in die huruuinun struot

diu dar heizzit Giggimada, danan in Pleihaha in den Steininon furt,

danan uffan Grimberg, in daz Grimensol, danan in Quirnaha, ze demo

Geruuinesrode, danan uffan Quirnberg, ze dero haganinun huliu, danan

in den ostaron Egelseo, dar der spirboum stuont, danan in Stacchenhoug,

danan in Uuolfgruoba, danan duruh den Fredthantes uuingarton mittan

in die egga sosa diu Rabanes buohha stuont, oba Heitingesueld, in mittan

Moin, in die niderostun urslaht furtes, in mitten Moin unzen den

Brunnon, so dar uuesterun halba Moines, uf in Brunniberg, in Druhiriod,

in Druhiclingon, in Moruruhhesstafful, danan in Brezelunseo,

danan in den Diotuuig, danan in Eburesberg, danan in Tiufingestal,

ze demo suuiu, danan in Huohhobura, donan in Ezzilenbuohhun,

dar in daz houc in dero heride, in Gozoluesbah, danan in mitten Moin,

auur in Rabanesbrunnon. So sagant, daz sosi Vuirzuburgo marcha

unte Heitingesueldono, vnte quedent daz in dero marchu si ieguue

dar: Ióh chirihsahha sancti Kilianes, ióh frono, ióh friero Franchono erbi.

Diz sageta: Marcuuart, Nanduuin, Helitberaht, Fredthant, Heio; unuuan,

Fridurih, Reginberaht, Ortuuin, Gozuuin, Iuto, Liutberaht, Bazo, Bera

tolf, Ruotberaht, Sigifrid, Reginuuart, Folcberaht

Übersetzung

Die Mark zu Würzburg

Von der Rabansquelle unterhalb Würzburgs, östlich des Mains,

danach zum Entensee, dann zur Quelle des Blidherr, dann in das Habichtstal,

dann auf den steinigen Hügel, dann zur Heerstraße, zur Sumpfwiese,

die Mahdplatz des Gick heißt, dann zur Pleichach, zur steinigen Furt,

dann auf den Greinberg zum Wasserloch, dann zur Kürnach, zu der

Rodung des Gerwin, dann auf den Kürnachberg zu dem dornenbewachsenen Sumpf, dann

zum östlichen Blutegelsee, wo der Vogelbeerbaum stand, zum Hügel des Stacko,

zur Wolfsgrube, dann mitten durch den Weingarten des Fredthant

zu der Ecke, wo die Rabans-Buche stand, oberhalb von Heidingsfeld mitten

in den Main, wo die tiefste Stelle der Furt ist, in der Mitte des Mains bis zu dem

Brunnen, der auf der westlichen Seite des Mains liegt, auf den Brunnberg, in das Fallenried,

zur Fessel-Schlucht, zum Grenzstein des Moruch, zum See des Brezzo,

zur Heerstraße, zum Büchelberg, zum Steinbachtal

zu dem Stausee, nach Höchberg, zur Buche des Ezzilo,

bis zum Hügel im Weidewald, zum Bach des Gozolf, von dort in der Mitte des Mains

wieder zur Rabansquelle. So, wird bestätigt, sei die Würzburger Mark

und die Heidingsfelder, und man sagt, dass in dieser Mark sowohl Kirchengut

von Sankt Kilian als auch Besitz von Franken aus dem Herren- und Freienstand liegt.

Dies sagten: Markwart, Nandwin, Helitbercht, Fredthant, Heio, Unwan,

Friedrich, Reginbercht, Ortwin, Gozwin, Juto, Liutbercht, Dazo, Berch-

tolf, Rutbercht, Siegfried, Reginwart, Volkbercht.

Video

Wegstationen in chronologischer Folge

  • Rabansquelle (erste Erwähnung)
  • Entensee
  • Quelle des Blidherr
  • Habichtstal
  • Steiniger Hügel
  • Heerstraße (erste Erwähnung)
  • Mahdplatz des Gick
  • Pleichach
  • Steinige Furt
  • Greinberg
  • Wasserloch
  • Kürnach
  • Kürnachsberg
  • Blutegelsee
  • Hügel des Stacko
  • Wolfsgrube
  • Weingarten des Fredthandt
  • Rabans-Buche
  • Main (tiefste Stelle der Furt)
  • Mitte des Mains (erste Erwähnung)
  • Brunnen, der auf der westlichen Seite des Mains liegt
  • Brunnenberg
  • Fallen-Ried
  • Grenzstein des Moruch
  • See des Brezzo
  • Heerstraße (zweite Erwähnung)
  • Büchelberg
  • Steinbachtal
  • Stausee
  • Höchberg
  • Hügel im Weideland
  • Bach des Gozolf
  • Mitte des Mains (zweite Erwähnung)
  • Rabansquelle (zweite Erwähnung)